Verletzungen

Aus Sicht der erweiterten Osteopathie 

 

Ist eine Verletzung verheilt, wenn sie nicht mehr wehtut?

Wenn mir bei der Untersuchung eines Patienten eine Fehlspannung an einem Gelenk auffällt, so kann ich sehr genau unterscheiden ob diese vom Gelenk selbst erzeugt wird oder ob sie von einer anderen Stelle im Körper weitergeleitet wird. Bei der weitergeleiteten Spannung ist es für die Behandlung enorm wichtig dessen Quelle ausfindig zu machen.

Sobald ich die Quelle bzw. Ursache dieser Fehlspannung aufgespürt habe, frage ich den Patienten ob er sich an eine Verletzung an jener Stelle erinnern kann. In den meisten Fällen bekomme ich eine Antwort wie „Ja, da war mal was. Das ist aber schon sehr lange her und bereits verheilt.“. Ist das so? Ist eine Verletzung nur weil sie alt ist oder sich nicht mehr bemerkbar macht verheilt? In vielen Fällen scheint der Körper eine vollständige Heilung des verletzten Gelenks nicht bewerkstelligen zu können. Warum nimmt der Patient das betroffene Gelenk denn als geheilt war? Weil der Körper für solche Fälle Prozesse bereit hält welche den Schaden abschwächen können.

Dabei findet eine Kompensation über eine bzw. zwei Phasen statt um den Körper trotzdem „am laufen“ zu halten.

Phase 1 – Regionale Schonhaltung
In der ersten Phase geht der Körper regional in eine Schonhaltung. Ich meine hier die unbewusste Form der Schonhaltung, nicht jene zu der man sich entscheidet, weil man Schmerz vermeiden möchte. Diese ist rein mechanischer Natur und folgt anatomischen Gegebenheiten. Die Schonhaltung kann in ihrem Radius so gering sein, dass sie optisch nicht einmal wahrgenommen wird. Ob sie nun wahrgenommen wird oder nicht, sie ist in der Lage das betroffene Gelenk zu entlasten. Doch wenn sie länger anhält kommt es zu Symptomen in der betroffenen Region. Wenn z.B. das Knie die Schonhaltung auslöst kann es zu Symptomen im Sprunggelenk kommen. Doch auch wenn diese Schonhaltung länger anhält, der Körper hat auch darauf eine Antwort!

Phase 2 – Globale Kompensation
Das Zentrale Nervensystem registriert den Zustand der Schonhaltung und ihrer Auswirkungen und reagiert mit einer ausgeklügelten Gegenregulation. Die aufkommende Spannung wird auf dieses Weise an mehr Stellen im Körper verteilt und das Ausmaß möglicher Symptome reduziert. Dadurch kann er den geringsten möglichen Schaden für den gesamten Organismus bei maximal möglicher Erhaltung der Funktionalität herstellen. Bei vereinzelten Fällen läuft das so gut, dass d* Betroffene kaum was davon merkt. Schmerz z.B. taucht nur noch selten oder gar nicht auf.

Doch die Fehlspannung verschwindet nie ganz!

Dazu erfährst du später im 2. Teil dieses Artikels mehr.

Ich weise darauf hin dass dieser Artikel aus meinem persönlichen Kenntnis- und Erfahrungsstand hervorgeht und keinen Anspruch darauf hat einer wissenschaftlichen Überprüfung stand zu halten.